Ausgangslage

Seit einigen Jahren werden im Bereich des Flughafen-Nordendes alljährlich während der Brutzeit rufende Wendehälse festgestellt. 2020 gab es zudem Meldungen von rufenden Wiedehopfen an mehreren Stel- len. Kurzfristig wurden 3 Nistkästen für den Wiedehopf organisiert und installiert. In der Halbmatt kam es zu einer Brut in einer natürlichen Baumhöhle, die Jungvögel fielen aber leider unbekannten Prädatoren zum Opfer.
Beide Arten lassen sich mit Hilfe von Nistkästen gut fördern, davon zeugen mehrere erfolgreiche Projekte in der Schweiz und im Ausland. Die beiden profitieren wahrscheinlich von der Klimaerwärmung und ha- ben sich in den letzten Jahren ausgebreitet, die Wiederbesiedlung des Kantons Zürich scheint in den nächsten Jahren realistisch. Die Region Winkel–Bachenbülach–Oberglatt dürfte für die beiden Arten geeignet sein, davon zeugen zahlreiche Beobachtungen in den letzten Jahren. Gerade beim Wendehals gibt es Hinweise, dass Gebiete mit Feuchtbiotopen gerade in trockenen Jahren bevorzugt werden, vermutlich, weil das Nahrungsangebot (hauptsächlich Grünlandameisen) in solchen Gebieten besser ist.

Abgrenzung des Projektgebiets

Um das Projektgebiet zu definieren, haben wir alle Beobachtungen von Wendehals und Wiedehopf zur Brutzeit im Kanton Zürich seit 2010 zusammengetragen (Daten von ornitho.ch und avimonitoring.ch). Als Brutzeit wurde für den Wiedehopf die Periode zwischen dem 10. Mai und dem 20. Juli definiert, für den Wendehals zwischen dem 15. Mai und dem 25. Juli. Der Durchzug der beiden Arten findet hauptsächlich ausserhalb dieser Periode statt. Ebenfalls berücksichtigt wurden alle Daten mit einem Atlascode von mind. 4 (Paar während der Brutzeit in einem geeigneten Brutbiotop festgestellt), auch wenn sie von ausserhalb der angegebenen Periode stammen.

Für den Wiedehopf kamen so 125 Datenpunkte mit exakter Lokalisation zusammen, für den Wendehals 77 Datenpunkte (s. Abb. 1). Beim Wiedehopf liegen zerstreute Beobachtungen aus fast dem ganzen Kantonsgebiet vor, während dem sich die Beobachtungen beim Wendehals auf die nördliche Kantonshälfte konzentrieren. Auffallend ist, dass für beide Arten kaum Beobachtungen aus dem Zürcher Oberland vorliegen. Eine auffällige Konzentration von Beobachtungen gibt es für beide Arten am Nordende des Flughafens im Bereich Winkler Allmend – Bachenbüler Allmend – Hell (Abb. 2), wobei die meisten Wiedehopfdaten aus dem Jahr 2020 stammen.

Im Zeitraum seit 2010 liegen für den Wiedehopf 3 sichere Brutnachweise aus dem Kanton Zürich vor (darunter keine erfolgreiche Brut), 2 davon von 2020. Für den Wendehals ist aus demselben Zeitraum nur ein einziger Brutnachweis bekannt (s. Abb. 3).

Aufgrund der räumlichen Verteilung der Brutzeitbeobachtungen wurde ein Projektperimeter definiert (Abb. 3). Der Perimeter liegt auf Gemeindegebiet Oberglatt und Winkel sowie Bachenbülach (marginal) und hat eine Fläche von gut 70 ha. Er umfasst u.a. kantonale und nationale Schutzgebiete und Inventarobjekte (z. B. Flachmoor Winkler Allmend), Renaturierungsflächen, extensive Wiesen, Waldränder sowie Übungsgelände der Schweizer Armee.

Abb. 1: Brutzeitbeobachtungen von Wiedehopf (links) und Wendehals (rechts) im Kanton Zürich zwischen 2010 und 2020. Je dunkler die Rot- bzw. Blaufärbung, desto rezenter ist die Beobachtung.

Abb. 2: Brutzeitbeobachtungen von Wiedehopf (rote Vierecke) und Wendehals (blaue Dreiecke) im Bereich des oberen Flughafenendes zwischen 2010 und 2020. Je dunkler die Rot- bzw. Blaufärbung, desto rezenter ist die Beobachtung. Rot umgrenzt ist das vorgeschlagene Projektgebiet.

Abb. 3: Sichere Brutnachweise von Wiedehopf (rote Quadrate) und Wendehals (blaue Dreiecke) im Kanton Zürich seit 2010, inkl. Jahresangabe.

Befragung von Experten

Mehrere Experten wurden konsultiert, insbesondere Michael Lanz und Matthias Vögeli (Schweizerische Vogelwarte, Förderprojekt Wendehals), Anna Sandor (Uni Bern und Vogelwarte Sempach, Förderprojekt Wiedehopf im Wallis) und Martin Schuck (Artenförderung BirdLife Schweiz). Obwohl die meisten Experten das Gebiet nicht aus erster Hand kannten, erachteten sie aufgrund der gehäuften Beobachtungsdaten ein Förderprojekt für die beiden Arten als sinnvoll, auch wenn ein Erfolg nicht garantiert ist. Die Experten waren sich einig, dass in einem ersten Schritt Nistkästen aufgehängt werden sollen, was sich in verschiedenen Projekten als sehr wirkungsvolle Fördermassnahme erwiesen hat. Sollte es zu einer Ansiedlung kommen, wären weitere Massnahmen (Habitataufwertungen, beispielsweise Schaffen von offenen Bodenstellen oder anderen Nahrungsflächen) zu prüfen. Die Experten haben auch hilfreiche Tipps für geeignete Nistkasten-Typen und -Standorte gegeben (s.u.).

Nistkästen: Typen, Standorte & Anzahl

Für den Wendehals wurde insbesondere der im Handel erhältliche Typ 3SV von Schwegler mit Fluglochweite 35 mm empfohlen (www.schwegler-natur.de/portfolio_1408366639/nisthoehle-3sv/). Das vorgebaute Einflugloch sollte unten am besten mit einer Feile aufgeraut werden, da verschiedentlich beobachtet wurde, dass sich der Wendehals z. T. nur mit Mühe festkrallen kann. Die Kästen werden an Bäumen in «normaler» Höhe (ca. 3 m) aufgehängt. Wichtig ist, dass die Kästen eine Mulde haben, da der Wendehals selber kein Nistmaterial einträgt und die Gefahr besteht, dass nicht alle Eier inkubiert werden.

Für den Wiedehopf gibt es Nistkastentypen für die Aufhängung an Bäumen oder anderen Strukturen, für die Aufhängung in Innenräumen (mit Einflugloch in Gebäudewand) sowie für den Einbau in Mauern. Im Projektgebiet eignet sich hauptsächlich der erste Typ. Bewährt haben sich Kästen mit den Massen von ca. 25 x 25 x 35 (Höhe) cm und einer Fluglochweite von 55 mm. Die Kästen sind so nicht im Handel erhältlich, sondern müssen nach Mass gebaut werden (s. dazu auch das Merkblatt von BirdLife Schweiz). Die Kästen werden am besten in einer Höhe von 1 bis max. 1,5 m aufgehängt (dadurch wird die Konkurrenz zu anderen Arten, v.a. Star, verringert). Eine Einstreu (Holzspäne) von 1 cm Höhe reicht.

Je höher die Dichte von geeigneten Nistplätzen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine der beiden Arten ansiedelt. Andererseits steigt der Aufwand natürlich, je höher die Anzahl der Nistkästen ist. Als Kompromiss schlagen wir vor, je 25 Wendehals- und Wiedehopf-Nistkästen im Projektperimeter aufzuhängen.

Projektpartner

Folgende Institutionen und Privatpersonen haben sich bereit erklärt, im Projekt mitzuarbeiten:

  • Orniplan AG (Ansprechperson: Mathias Ritschard): Planung und Koordination der Massnahmen, Einholen von Bewilligungen, Sicherstellung der Finanzierung, Berichterstattung
  • Naturnetz (Ansprechperson: Nicolas Baiker): Bau und Installation der Nistkästen, evtl. Nistkastenkontrollen, Beobachtungen
  • NVV Winkel-Rüti (Ansprechperson: Werner Loosli): Installation, Kontrolle und Unterhalt der Nistkästen, Beobachtungen
  • Rolf Wiedmer (NVV Wehntal): Bau und Installation der Nistkästen, evtl. Kontrolle und Unterhalt
  • Nicole Watkins (Kantonsschule Zürich): Mitarbeit 2021 im Rahmen ihrer Maturarbeit (Bau und Installation der Nistkästen, Beobachtungen)
  • NV Oberglatt: (Ansprechpartner Erich Guyer): Installation, Kontrolle und Unterhalt der Nistkästen, Beobachtungen
  • BirdLife Zürich: Projektbeteiligung zu definieren

Folgend einige Eindrücke vom Projekt

Artenförderungsprojekt Wiedehopf & Wendehals 2021

Bei der Kontrolle und Reinigung der Nisthilfen, konnten für die Jahre 2021 und 2022 keine Bruterfolge nachgewiesen werden. Das heiss nicht dass alle Kästen leer waren, die meisten von ihnen wurden durch Stare, Meisen, Wespen und Hornisen belegt.

Im Anfang 2023 erhielt Orniplan endlich die Bewilligung von Armaswiss, weitere je 8 Wendehals- und Wiedehopf-Nistkästen im Gebiet des Waffenplatzes aufzuhängen.

Fotos der Wiedehopf-Nistkasten Kontrolle und Reinigung am 15.01.2022

Fotos der Wendehals-Nistkasten Kontrolle und Reinigung am 15.01.2022